Sylvia & Eckhart unterwegs im Magirus Mercur

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10. June 2012

Eckhart, die Russen kommen ! – Nee, andersrum !

mercury-eck in Zentralasien 2012

Bordbuch-Eintrag: Ankunft in Dzhubga 8.6.2012, Kilometerstand 3668, 30. Reisetag. Wetter: 24-27 Grad, die Sonne brennt, zwischendurch kurze Regenschauer.

Wir sind jetzt nämlich in Russland. Nach unserem Strandurlaub sind wir durch die flache Krim-Steppe nach Kerch gefahren, um von dort mit einer kleinen Fähre auf die russische Seite des Asowschen Meeres überzusetzen.

Die Stadt Kerch war dabei nur als kurzer Zwischenstopp gedacht, von dem wir allerdings angenehm überrascht waren. Die meisten ukrainischen Innenstädte geben ja nicht viel her, doch hier gab es eine schattige Fußgängerzone und – siehe da – eine Kleinbrauerei! Für uns als Selbstbrauer und bekennende Biertrinker ist das natürlich ein Großereignis. Wir ließen uns gut gemachtes naturtrübes helles und dunkles Bier schmecken, sowie eine Wurstplatte (die kleine hat schon 400 Gramm Fleisch), die vom Geschmack sogar alles übertraf, was ich je in Franken gegessen habe (sorry).

Die Fähre wollten wir am Nachmittag dann eigentlich nur erkunden, weil ich Bedenken hatte, ob die auch LKW mitnehmen. Die Grenze wollten wir eigentlich erst am nächsten Tag passieren. Doch LKW waren kein Problem, und es war so leer, dass wir spontan ein Ticket für die 30-minütige Überfahrt nach Russland gekauft haben. Die dralle unfreundliche Frau am Schalter musste allerdings erst einmal energisch überzeugt werden, mir das Ticket zu verkaufen. Sie meinte, ich müsste mir erst einem Plastik-Chip von einem Beamten holen, der die Länge des Fahrzeuges bestimmt. Der Beamte gab mir aber keinen Chip, sondern gab die Maße direkt an die Kommandozentrale telefonisch durch. Die dralle Frau meinte daraufhin aber, bei ihr habe niemand angerufen…

Letztendlich ging es dann doch, sogar ohne Ausrasten und zum Glück auch ohne die russischen Vokabeln, die nicht im Wörterbuch stehen. Danach kamen dann noch die Grenzprozeduren auf beiden Seiten. Mit dem Auto ist das immer langwierig. Alles wird in den Computer eingegeben, ausgedruckt, unterschrieben, gestempelt, mit Marken beklebt und danach noch mehrmals kontrolliert. Alleine in meinen deutschen Papieren Namen und Adresse sowie die Fahrzeugdaten zu finden, dauert 10-20 Minuten. Für die Ukraine wurden nochmal 37 Euro Straßenbenutzungsgebühr fällig. Auf der anderen Seite wühlten dann die russischen Zöllner systemlos, aber neugierig überall herum und bemerkten am Ende, dass im Kühlschrank zwei Lagen Bier hintereinander gestapelt waren, die zusammen mehr als die erlaubten drei Liter pro Person ergaben (wer uns kennt, weiss, dass wir immer genügend kaltes Bier an Bord haben). Dafür sollte ich 10 Euro Strafe zahlen. Mein Gegenangebot war, das Bier sofort auszutrinken, um die erlaubte Menge nicht zu überschreiten, oder ersatzweise ihnen einen Teil zu überlassen. Die Antwort war “Wir trinken nicht” (der gespielte Witz ?), aber am Ende musste ich 6 Bier in eine Plastiktüte packen und unauffällig hinter eine Mauer stellen.

Kurz nachdem schon die nächste Fähre komplett abgefertigt war, durften auch wir dann endlich nach Russland einreisen.

Mittlerweile haben wir die ersten Tage in Russland schon hinter uns und nehmen nun für sehr lange Zeit Abschied vom Meer (wir gehen nicht davon aus, dass das Kaspische Meer im Norden solche Strände hat). Die russische Schwarzmeerküste ist modern, touristisch voll erschlossen und dementsprechend voll. Jeder Quadratzentimeter zugänglichen Strandes wird bebaut und genutzt. Dafür gibt es sogar Campingplätze mit Primitiv- Dusche und Plumpsklo, auf so einem stehen wir dann auch. Der Strand ist allerdings steinig und mit Treibgut vollgemüllt, da geniessen wir lieber den Blick von der Steilküste aufs Meer.

Was wir nach der Ukraine sehr genießen, sind die in dieser Gegend extrem guten Straßen und die teilweise einfallsreich gestalteten Restaurants am Straßenrand. Bei uns in Deutschland würde man so etwas Erlebnisgastronomie nennen, da haben wir irgendwie den Anschluss verpasst. So geht man zum Beispiel von einer lärmenden Hauptstraße nur 100 Meter eine Treppe herunter und befindet sich an einem schattigen Fluss, wo man nur noch das Plätschern hört und Tische mit Bedienung in die Felsnischen gestellt wurden. Das ganze ist parkähnlich weitläufig gestaltet mit Brücken und Fischbassins, für größere Gruppen gibt es separate Häuser und Unterstände. Im Inland wird es sicher wieder rustikaler werden, denn als nächstes stehen einige Fahr- Tage an, um unser nächstes Ziel zu erreichen: Die höchsten Berge Europas im Kaukasus.

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04. June 2012

Lustig ist das Nomadenleben…

mercury-sylvia in Zentralasien 2012

…oder – Mann und Frau ticken halt immer ein wenig anders. Jetzt sind wir bald 4 Wochen unterwegs, Zeit für ein kleines erstes Resümee:

Erstmal habe ich ein paar Tage gebraucht, um innerlich Abschied zu nehmen von Familie, Freunden und unserem Zuhause – für Eck war das wirklich kein Thema, erstes Kopfschütteln, was hat das Weib da nur für Probleme ?

Dann hat es wieder ein paar Tage gedauert, um sich an das Nomadenleben zu gewöhnen, wir waren jetzt doch beide lange Jahre ziemlich sesshaft. Aber unser Gran Hermano hat eigentlich alles, was man so braucht – natürlich keine Dusche oder gar Waschmaschine – auch das interessiert den Mann nicht die Bohne. Aber wenn man sich von seinem doch so selbstverständlichem Alltagsluxus von zuhause verabschiedet, kann man wirklich nicht meckern, früher sind wir nicht so luxuriös gereist, was die Ausstattung anbelangt.

Auch die Ausstattung im Fahrerhaus hat sich noch kurz vor der Abreise um Welten verbessert, wir haben bequeme Sitze und die Geräuschdämmung hat hervorragend funktioniert, Teddy sei Dank! So muß man jetzt nicht mehr schreien, wenn man sich unterhalten will – allerdings muß sich Eck jetzt auch mein Gemecker reinziehen, was er vorher einfach überhört hat.

Das Fahren selbst ist also unter normalen Bedingungen recht komfortabel geworden, wenn allerdings die Straßen sehr schlecht sind – was doch recht häufig vorkommt – und 7-8 Stunden am Tag sämtliche Innereien durchgeschüttelt werden, meistens dann noch mit schnöder Landschaft und schnöden Städten, dann schleicht sich bei mir schon mal so ein Gedanke ein, warum mache ich das alles freiwillig?

Aber der Grundgedanke, der sich schon kurz nach dem Aufbruch aufdrängte und immer wieder durchkommt, ist, dass man jetzt alles das erntet, was man über viele Jahre gesät hat. Wenn man z.B. einen schönen Schlafplatz gefunden hat auf einer Wiese mit wildem violett blühendem Salbei, dann geht wirklich das Herz auf.

Es sind die einfachen Dinge, die das Nomadenleben ausmachen, die schönen Dinge in der Natur natürlich, aber auch die einfachen Sachen, die den Alltag bestimmen, wie Wasser, Sprit und Essen besorgen, einen guten Schlafplatz finden etc. Aber das ist gut so, macht den Kopf frei von dem sonst manchmal so stressigem Alltag zuhause und Psyche und Geist öffnen sich für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.

Nach der einen oder anderen Anfangsschwierigkeit sind wir doch – wie Zuhause auch schon – ein gut eingespieltes Team. Die Aufgabenverteilung ist recht klassisch, Eck ist der Herr und Meister sämtlicher Technik – und gibt sich auch wirklich Mühe, das alles funktioniert, läuft auch mal mit dem Laptop durch die Landschaft, um irgendwo Netz zu erhaschen etc. – und ich sorge für das leibliche und sonstige Wohl. Umgekehrt versucht auch jeder, die Dinge des anderen sich anzueignen, damit jeder das Nötigste kann. Ich hinke allerdings noch etwas hinterher, denn Straßen und Verkehr waren noch so arg bis jetzt, das ich noch nicht viel fahren üben konnte. Das schwere Lenken und das unsynchronisierte Getriebe sind nicht ganz einfach zu handeln.

Während ich mich grause vor schmalen Gebirgsstraßen und steilen Pässen, ist Eck immer begeistert, ein echter Trucker, der wirklich nicht verstehen kann, warum das Weib denn schon wieder jammert. Und ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich die nächsten, noch schlimmeren Pässe überstehen soll, ohne das mir ständig das Herz in die Hose rutscht. Nun, erstmal sind wir am Meer – das sehen wir so schnell auch nicht wieder – und lassen es uns gut gehen. Bin gespannt, wie alles weiter geht. Wenn man fährt, erlebt man jeden Tag etwas Neues, sieht Landschaften, die man noch nie vorher gesehen hat und weiß nicht, wo man abends stehen wird – aber das bequeme Bett in unserem rollendem Haus ist immer da…

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02. June 2012

Ein Platz an der Sonne

mercury-eck in Zentralasien 2012

Bordbuch-Eintrag: Ankunft 1.6.2012, Kilometerstand 3151, 23. Reisetag. Wetter: 23-29 Grad, die Sonne brennt. Abends manchmal wolkig.

Endlich haben wir den Strand in der Krim gefunden (schon wieder eine Ausnahme der russischen Grammatik – eigentlich sagt man bei Halbinseln immer AUF, nur bei der Krim nicht), der uns so gefällt, daß wir hier ein paar Tage bleiben möchten. In dem kleinen Dorf Morskoje haben wir Wasser, Bier und Handyguthaben aufgefüllt, Essen ist auch genug an Bord, wir sind also gerüstet. Die Küstenstraße führt in atemberaubenden Windungen immer wieder in die Berge, um sich dann mit halsbrecherischem Gefälle wieder ans Meer zu stürzen. Sylvia muss sich dabei schon wieder mit beiden Händen am Griff festhalten, diesmal nicht wegen der Schlaglöcher, sondern wegen Höhenangst. Aus dem Beifahrerfenster sieht sie oft genug direkt in das Meer 300 Meter unter ihr. An einem Strandabschnitt zwischen Straße und Meer bleiben wir dann stehen. Einige Tagesgäste baden dort noch, später ab 17 Uhr haben wir dann den Strand für uns alleine. Dichter am Meer kann man nicht stehen: Wenn man aus dem Gran Hermano steigt, muss man aufpassen, dass man nicht die Steilküste runter fällt. Als Essen haben wir Wachteleier mit Kaviar und Krimsekt parat, wie passend in dieser schönen Umgebung. Abends beobachten wir die Delphine, die vor uns immer wieder aus dem Wasser springen. Als es dann dunkel wird, veranstaltet der Mond noch eine Lightshow in den Wellen. Kitschig, aber schön, und -wie wir finden- haben wir uns das absolut verdient.

Bevor wir das Krim-Gebirge erreicht hatten, sind wir schließlich hunderte von Kilometern durch immer gleiche Ebenen nach Südosten gefahren und haben die Flüsse Bug und Dnepr überquert. Seit den Karpaten hat uns aber nirgends die Landschaft so vom Hocker gerissen,  das wir irgendwo länger als eine Nacht geblieben sind. Wie schon in Polen (und auch bei uns zu Hause in Deutschland) wurden im Osten die Straßen wieder besser, wohl ein Zeichen dafür, in welche Richtung sich die Welt in Zukunft orientiert. Es gab sogar ein Stück Autobahn und fast 300 km schlaglochfreie Straße zwischendurch.

Irgendwann haben wir dabei auch die Sprachgrenze ukrainisch-russisch überquert, was für mich bedeutet, dass ich auch mal einfach das Fenster runterkurbeln und Leute anquaken kann, wenn ich irgendwas suche. Vereinfacht gesagt wird ja im Westen des Landes Ukrainisch gesprochen und die Mehrheit ist für eine Orientierung nach Europa, während man im Osten Russisch spricht und sich auch lieber nach Russland orientiert. Solange man sich nicht für einen entscheidet, gibt’s eben auch von niemandem Geld für neue Straßen, es sei denn, die Chinesen interessieren sich irgendwann…

Bislang war unser Auto für die Menschen eher normal (die noch in Massen vorhandenen Sowjet-LKWs sehen ja fast genau so aus), aber seit wir in der Krim sind, werden wir oft fotografiert, vor allem von den zahlreichen einheimischen und russischen Touristen. Den Tourismus merkt man auch so, vieles ist hier teurer als im Rest des Landes. Dafür ist es aber auch wirklich schön, nicht nur am Meer, sondern auch im Krim- Gebirge, das wir auf einer spektakulären super-engen Straße überqueren, bevor wir das Meer erreichen. Nach dem Steilabstieg über 1200 Höhenmeter nach Jalta möchte Sylvia nie wieder Paßstraßen fahren. Bei der Route, die vor uns liegt, müssen wir da wohl noch dran arbeiten, schließlich würden an einigen Stellen auf unserer Route vier solche Pässe übereinander passen.

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Begegnungen

    • Karsten und Sylvia – Goethepanzer Karsten und Sylvia waren ein Jahr im VW LT in Zentralasien unterwegs
    • Thomas und Verena – im Kurzhauber Kurztagebuch: Thomas und Verena im Kurzhauber auf dem Weg durch die Mongolei, China nach Südostasien

Nützliches

    • Tip:Lofoten mit Camper entdecken ohne lange Anreise Kleine knuffige kompakte Camper auf den Lofoten mieten

Berichte als Buch lesen

    • 1-Pläne werden wahr 2002-2012
    • 2-Zentralasien 2012
    • 3-Nordkap 2015

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